HINTERGRUND ZUR AUSSTELLUNG

„Es gibt auf einer Schule im Haag einen Lehrer, der unaufhörlich den deutschen Geist beleidigt, den Führer verhöhnt und die nationale Erhebung tadelt.“

Auf diese Weise wurde ein Lehrer der Deutschen Schule angeschwärzt. Dieser Brief ging an die nationalsozialistische Regierung im Sommer 1933 – nur wenige Monate nach Adolf Hitlers Machtübernahme. Wie verändert ein politischer Wechsel in der Heimat das Leben an einer deutschen Auslandsschule? Wie verhielten sich Lehrer, Schüler, Eltern – ganz generell Mitglieder der Schulgemeinschaft gegenüber dem wachsenden nationalsozialistischen Einfluss? Auf diese Fragen versucht die Ausstellung Antworten zu geben.

Die Erinnerung an das Geschehene ist wichtig um das weitere Werden der Deutschen Schule Den Haag zu verstehen. Die Schule wurde 1863 als Gemeindeschule gegründet. In Folge des 2. Weltkriegs wurde die Schule 1945 geschlossen und erst 1954 wieder eröffnet. Heute ist die Schule eine von 140 deutschen Auslandsschulen und allein die alten Jahrbücher, Fotoalben und Zeitzeugenberichte erinnern an den nationalsozialistischen Einfluss. Aber der wachsende Antisemitismus in Europa und der zunehmende politische Einfluss rechter Parteien zeigen deutlich: die kritische Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte ist wichtiger denn je.

Damals wie heute steht eine deutsche Auslandsschule vor großen Herausforderungen. Zwischen zwei Kulturen – der des Gastlands und der deutschen – soll eine Brücke geschlagen werden. Auch wenn die Deutsche Schule Den Haag erst seit 2003 das Wort „international“ im Titel trägt, so kamen hier schon immer verschiedene Nationen zusammen. Spätestens mit dem Einmarsch der deutschen Truppen in den Niederlanden am 10. Mai 1940 war klar: die liberale Politik im Königreich der Niederlande ist den Nationalsozialisten ein Dorn im Auge. Die Deutsche Schule Den Haag geriet zunehmend zwischen die Fronten der liberalen niederländischen und der faschistischen deutschen Kultur und Politik. Die Ausstellung erzählt anhand von einzelnen Ereignissen und Biographien von dieser Zeit.

Die Ausstellung basiert auf den Arbeitsergebnissen einer kleinen Gruppe von OberstufenschülerInnen. Großer Dank geht u.a. an das Politische Archiv des Auswärtigen Amtes in Berlin, das Gemeentearchief in Den Haag und an alle, die das Projekt mit Quellen und Erinnerungen von ehemaligen LehrerInnen und SchülerInnen der Deutschen Schule unterstützt haben und weiterhin unterstützen.

Das Projekt wird gefördert im Rahmen des Wettbewerbs „Erinnern für die Gegenwart“. Deutsche Auslandsschulen und Deutsch-Profil-Schulen setzen sich mit ihrer Schulgeschichte und dem historischen Umfeld der Schule auseinander. Wie hat man sich verhalten gegenüber Kolonialismus, Nationalsozialismus, Diktatur oder Menschenfeindlichkeit? Ziel ist, Erinnerungskultur, Toleranz und Demokratieverständnis zu stärken und auch auf heutige Formen der Diskriminierung aufmerksam zu machen. Schülerinnen und Schüler sind an der Projektentwicklung zentral beteiligt. „Erinnern für die Gegenwart“ ist eine Initiative von Bundesaußenminister Heiko Maas und wird umgesetzt von der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen in Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung und der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ).

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Ein Wettbewerb für die Deutschen Auslandsschulen und Deutsch-Profil-Schulen
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