ANFORDERUNGEN AN LEHRER

Schildhalter in vorderster Front für das Deutschtum

„Es gibt auf einer Schule im Haag einen Lehrer, der unaufhörlich den deutschen Geist beleidigt, den Führer verhöhnt und die nationale Erhebung tadelt. (...)

Namen und Adresse des obengenannten Schuftes sind Dr. J. A. de Leeuw (...)“

Welche Folgen dies für den Lehrer J. A. de Leeuw hatte, ist nicht bekannt.
Es ist wahrscheinlich, dass er seine Stelle an der deutschen Schule verloren hat.

Die Anforderungen an die deutschen Auslandslehrer waren hoch. Die Schulen bildeten für die Nationalsozialisten entscheidende Schnittstellen, um Kinder und Jugendliche zu prägen. So beschreibt Willy Schulz, Vorstandsmitglied des Auslandslehrerverbandes, die Rolle der Lehrer an Deutschen Auslandsschulen: Der Auslandslehrer müsse daher Träger der Idee des neuen Deutschlands werden, „der in ständigem Wechsel zwischen Heimat und Ausland seine Kräfte auf dem Boden der heimatlichen Erde erneuert. Er soll den Gedanken des Führertums im Sinne Adolf Hitler hinaustragen.“ 1 Und weiter: „Der Auslandslehrer ist Schildhalter in vorderster Front für das Deutschtum.“ (Waibel, S. 87)

Konsequenzen bei mangelnder Erfüllung der nationalsozialistischen Anforderungen:
Die deutsche Auslandsschule rückte 1934 in die Kritik für das mangelnde Erfüllen der Anforderung, die nationalsozialistischen Werte treu auszuführen. Es entstand ein Konflikt zwischen der NSDAP und der Schülergruppe des VDA (Verein für das Deutschtum im Ausland). Die Schülergruppe veranstaltete Feiern, die über das Jahr verteilt stattfanden. Solche Feiern hatten als hauptsächlichen Programmpunkt die Aufführung patriotischer Stücke. Dem Gedächtnis Hindenburgs gewidmet wollten Schüler des Gymnasiums diese Feier am 22. Oktober 1934 veranstalten. Das Gerücht, welches sich später als falsche Meldung herausstellte, dass für das Stück Kostüme von einem Juden geliefert werden sollten, führte dazu, dass der Besuch der Aufführung verboten wurde. Letztendlich kam heraus, dass derjenige Schüler, der die Kostüme und Kulissenhintergründe angefertigt hatte, ein Halbarier war. Er hatte diese Arbeit übernommen, da er der einzige der Schülergruppe war, der das konnte. Dr. Dietert, der Leiter der VDA-Gruppe, wurde anschließend von seiner Stelle entlassen. Löpelmann, welcher sich in Berlin mit der Auseinandersetzung befasste, verfasste die folgenden Sätze: „So muss doch ein Lehrer an einer deutschen Auslandsschule wissen, dass er bei einer V.D.A.-Feier nicht den Namen eines jüdischen Schülers als Mitwirken auf das Programm setzen und ihn in der Rede noch überdies lobend erwähnen darf.“ Zum Schluss des Berichts steht geschrieben, „wie vorsichtig Dinge, besonders wenn sie die deutsche Schule betreffen, im Ausland angefasst werden müssen“.

Beschwerde über einen Lehrer, der nicht nationalsozialistisch eingestellt ist. Brief vom 15. Juni 1933. (1)
Schreiben der Deutschen Gesandtschaft zum „Kostüm-Vorfall“ (2)
Dr. Franz-Josef Röder hält am 31. Januar 1939 eine Rede bei der Schulfeier zum 30. Januar (Die Nationalsozialisten erinnern jährlich an die Machtübernahme durch Adolf Hitler am 30. Januar 1933)
Franz-Josef Röder (1909 – 1979):

Franz-Josef Röder war ab 1937 Auslandslehrer am Realgymnasium in Den Haag. Er war in sieben nationalsozialistischen Organisationen (u.a. Nationalsozialistischer Lehrerbund (NSLB) und der Sturmabteilung (SA)) – als überzeugter Nationalsozialist hielt er mehrere Reden, unter anderem in Scheveningen und in der Aula der Schule. In diesen Reden erfüllte er die Erwartungen der Nationalsozialisten, sich als Multiplikator der Ideologie zu betätigen. So sprach Franz-Josef Röder 1939 zum Gedenken an den 30. Januar – dem Tag an die Nationalsozialisten 1933 an die Macht gekommen waren. Dies ist ein deutlicher Beweis dafür, dass Röder den Nationalsozialismus unterstützt. Nach dem Krieg trat Franz-Josef Röder der Christlich Demokratischen Union (CDU) bei und war von 1959 – 1979 saarländischer Ministerpräsident.

Beispiel Paul Kaetzke (1901 – 1968):

Paul Kaetzke war Pfarrer der Evangelischen Gemeinde Den Haag. Gleichzeitig unterrichtete er an der Deutschen Schule Den Haag Religion. Kaetzke kam 1936 nach Den Haag und blieb bis zu seiner Pensionierung 1966. Anfangs stand Kaetzke dem Nationalsozialismus wohl positiv gegenüber. Das änderte sich später, als Marinepfarrer im Nebenamt hatte Kaetzke die Möglichkeit durch die besetzten Niederlande zu reisen und Widerstandsgruppen zu unterstützen. Später sollen unter Kaetzkes Leitung Juden und Untertaucher in der Kirche versteckt worden sein.

„Die Auslandslehrer sollten Apostel des Nationalsozialismus sein“
„Sein ganzes Auftreten soll dem fremden Volk ein Musterbeispiel nationalsozialistischer Tüchtigkeit und Disziplin vor Augen führen, soll ihm zeigen, daß der Nationalsozialismus das eigene Volk liebt und verehrt und dafür zu kämpfen bereit ist“

Dr. Löpelmann, der im Reicherziehungsministerium arbeitet (PAAA: VIs Akten betreffend die deutsche Schule im Haag, Deutsches Schulwesen im Ausland, Band 7, politisches Archiv des Auswärtigen Amts in Berlin, 1930 – 1935)

„Möge es uns gelingen, innerlich gefestigte, gütige Menschen hier zu erziehen, ausgestattet mit reichem Wissen, aber auch dem praktischen Blick und der wertvollen Fähigkeit, eine besonnene Kritik zu üben, die beseelt sind und getragen werden von dem festen Willen, würdige, vornehme, edle Glieder ihres deutschen Volkes und Vaterlandes wie der ganzen Menschheit zu werden“

Schulleiter Schuchmann (PAAA; Nachrichtenblatt des Verbandes Deutscher Vereine in den Niederlanden, 1928)

Quellen

(1) PAAA RZ508 062726 0001

(2) PAAA RZ508 062726 0001