SCHULLEITERWECHSEL 1937

Schule mit strengen Regeln und militärische Morgenapelle

Ludwig Schuchmann zu Besuch im Kindergarten (1)

Im Jahr 1937 wechselte die Schulleitung. Aus den Quellen geht nicht hervor, warum es zu diesem Wechsel kam. Mit 62 Jahren war der langjährige Schulleiter Professor Ludwig Schuchmann zwar im Pensionsalter, es ist aber auch wahrscheinlich, dass er den Nationalsozialisten zu kritisch war. Nachdem Ludwig Schuchmann die Schule verlassen hatte, übernahm der nationalsozialistische Dr. Honsberg die Leitung der Schule. Die Schule wurde strenger geführt und Schüler mussten die Regeln strikt einhalten. Militärische Morgenapelle auf dem Schulhof waren an der Tagesordnung. Mit dem Einzug der Hitlerjugend (HJ) in die Schulgemeinschaft entstand ein Klima der Angst. Viele Schüler schlossen sich der HJ an, so z. B. Klaus Erler. Auch die Beziehungen zwischen Deutschland und den Niederlanden veränderten sich. Während unter Schuchmann die Niederlande als Gastland gesehen wurden, wurde Deutschland nun als überlegenes Volk gesehen, das den Niederlanden etwas beibringen muss. So gab es viele Austausche und Erziehungsseminare. Allerdings lag auch Honsberg das Wohl seiner Schüler am Herzen und so warnte er die Kindergartenkinder mit viel Empathie vor Projektilen auf den Straßen.

Das Kollegium um 1937 (2)

Aus einem Artikel aus „Deutsche Zeitung in den Niederlanden, 1. Dezember 1941“, der über einen Vortrag von Eugen Honsberg berichtet:

„Die nationalsozialistische Schule misst der Erziehung sogar eine erhöhte Bedeutung bei. Erziehung, nicht Wissensvermittlung oder Bildung, ist der höchste Zweck des Unterrichts.“
„Das vom Erzieher weitergegebene Gefühls- und Gedankengut soll in der Jugend eine Kraft werden, die sich im Dienst in und an der Volksgemeinschaft auswirkt. Auch die niederländische Schule muss den Forderungen gerecht werden, die das niederländische Volk als Volk an sie stellen muss. Das ist aber nur möglich, wenn sich die nationalsozialistische Revolution als weltanschaulicher Durchbruch in Gemüt und Geist eines jeden Erziehers vollzieht.“
Ludwig Schuchmann
Schulleiter von 1921 – 1937

Ludwig Schuchmann wurde am 16. Februar 1875 in Lichtenberg (Hessen) geboren, wo er anschließend auch die Grundschule besuchte. Nachdem er seine Schulausbildung abgeschlossen hatte, fing er an Theologie zu studieren. Nach zwei Jahren brach er das Studium ab, um genauso wie seine Vorfahren Lehrer zu werden. Er beendete sein Studium und lehrte bis 1914 am Lyzeum von Metz. Im Ersten Weltkrieg (1914 – 18) war er im Range eines Hauptmanns.
Nach dem Krieg entschloss er sich an die Deutsche Schule Den Haag zu gehen. Dort wurde er 1921 zum Schulleiter befördert und blieb bis zu seiner Pensionierung 1937. Schuchmann trat der NSDAP im Gegensatz zu Honsberg erst spät bei und verließ die Partei schon nach einem Jahr wieder aus unbekannten Gründen. Dies veranschaulicht die unterschiedliche Einstellung der beiden Schulleiter zum Nationalsozialismus. (3)

Generalkommissar der Verwaltung und Justiz Dr. Wimmer (links mit Kind auf Arm) besucht die Deutsche Schule in der Jan von Nassaustraat; Dr. Eugen Honsberg (rechts mit Kind auf Arm) (4)
NSDAP-Mitgliederkartei von Eugen Honsberg (5)
Deutsche Zeitung in den Niederlanden, 1. Dezember 1941
Dr. Honsberg
Schulleiter von 1937 – 1945

Eugen Honsberg wurde 1906 in Hagen geboren, wo er auch aufwuchs. Durch Fleiß und Zielstrebigkeit in der Schule gelang ihm die Aufnahme in die „Studienstiftung des Deutschen Volkes“. Daraufhin studierte er in München, Magdeburg und London Germanistik, Anglistik, Geschichts- und Geisteswissenschaften, Philosophie und Psychologie.
Wenige Jahre nach dem Ende seines Studiums wurde Honsberg Lehrer an der Deutschen Schule in Rotterdam. 1937 löste er Ludwig Schuchmann an der Deutschen Schule Den Haag als
Schulleiter ab. Er trat der NSDAP schon früh (1933) bei und zeigte dadurch seine Unterstützung der nationalsozialistischen Ideologie. Honsberg blieb Schulleiter bis zur offiziellen Auflösung der Schule 1945.

6 – 10 Jahre

Schulleiterwechsel 1937

Vor einem Monat ist unserer geliebter Schulleiter Herr Schuchmann verabschiedet worden. Seitdem hat sich unser Alltag etwas verändert. Unser neuer Schulleiter Herr Dr. Honsberg findet Adolf Hitler und seine Ideen gut. Wir müssen uns morgens in ganz geraden Reihen auf dem Schulhof aufstellen. Wir müssen still stehen und nicht reden. Nicht jeder findet das gut, aber ich mag das Militärische sehr.

Quellen

(1) Haags Gemeentearchief 989 – 289

(2) Haags Gemeentearchief 989 – 289

(3) Haags Gemeentearchief 989 – 289

(4) Schimmelpenningh, Haags Gemeentearchief 1.09620

(5) Bundesarchiv Berlin